Von Migration über Missernten bis hin zu Einbrüchen im Tourismus – der Klimawandel macht sich an verschiedenen Orten unterschiedlich bemerkbar. Im groß angelegten EU-Projekt COACCH analysieren nun erstmals führende Forschungsgruppen aus acht Ländern die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen der Klimaveränderungen auf regionaler Ebene in Europa. Die Universität Graz ist eine der 14 ProjektpartnerInnen. „Das Besondere an diesem mit insgesamt fünf Millionen Euro geförderten Forschungsvorhaben ist der intensive Austausch mit den betroffenen Stakeholdern aus Wirtschaft und öffentlichen Einrichtungen. Dadurch können deren Bedürfnisse stärker berücksichtigt werden, was die Qualität der Ergebnisse als praktische Entscheidungsgrundlage erhöht“, unterstreicht Volkswirt Karl Steininger. Gemeinsam mit Birgit Bednar-Friedl ist er am Wegener Center der Universität Graz an COACCH beteiligt.
Von 9. bis 11. Juli 2018 treffen sich alle Partner aus dem Anfang des Jahres gestarteten Projekt COACCH (CO-designing the Assessment of Climate CHange costs) an der Universität Graz, um sich über erste Ergebnisse auszutauschen und die Fallstudien der jeweiligen Arbeitsgruppen miteinander abzustimmen.
Am Wegener Center für Klima und Globalen Wandel forschen WissenschafterInnen zu mehreren Fragestellungen. Karl Steininger und sein Team haben sich etwa zum Ziel gesetzt, sozioökonomische Kipppunkte zu identifizieren: „Wir untersuchen im Detail, unter welchen durch den Klimawandel verursachten Bedingungen bestimmte Wirtschaftszweige nachhaltigen Schaden erleiden und welche Kosten daraus erwachsen“, erklärt Steininger und nennt ein Beispiel: „Ein solcher Kipppunkt könnte sein, wenn durch eine frühere Blüte der Obstbäume die Schadensgefahr durch Spätfrost so stark zunimmt, dass sich der Anbau in bestimmten Regionen wirtschaftlich nicht mehr rechnet und damit in der Folge auch für die davon abhängigen Obstverarbeitungsbetriebe das Geschäft wegfällt.“
Die Stakeholder, die von Anfang an mit an Bord sind, haben gemeinsam mit den ForscherInnen im Rahmen von Workshops bereits mehrere mögliche Kipppunkte benannt, die nun analysiert und mit Hilfe von Modellrechnungen überprüft werden sollen. „Diese betreffen unter anderem Dürreperioden im Kontext der Nahrungsmittelproduktion, den Anstieg des Meeresspiegels mit seinen Auswirkungen auf die Migration oder auch klimapolitische Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus fossilen Anlagen und dem Preis für CO2-Emissionsrechte“, berichtet Steininger.
Neben der Analyse von Kipppunkten betrachten die ForscherInnen an der Universität Graz auch graduelle Veränderungen in den Bereichen Handel, Verkehr und Versicherungswirtschaft in Bezug auf Risiken und Kosten, die als Folge des Klimawandels entstehen.
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Dienstag, 10.07.2018