Seit 1890 dokumentiert die Wetterstation vor dem Hauptgebäude der Karl-Franzens-Universität Graz die Außentemperaturen im Schatten. „Unsere Messungen fließen zwar von Anfang an in die allgemeine Übersicht der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ein, waren bis jetzt aber nicht individuell für die Öffentlichkeit abrufbar“, erklärt Assoz.-Prof. Dr. Ulrich Foelsche, Leiter des Instituts für Physik der Uni Graz. In Kooperation mit der Universitätsbibliothek Graz, die die Klimabögen digitalisierte, wurden die gesamten Archivdaten nun erstmals von der ZAMG entkoppelt verfügbar gemacht und gestern auf der Instituts-Website veröffentlicht. So können nun auch einzelne Tage aus der Zeit von Juli 1890 bis November 2004 genau auf Lufttemperatur, Niederschlag, Windspitzen und Sonnenscheindauer überprüft werden. „Man kann so beispielsweise nachschauen, wie heiß oder kalt es am eigenen Geburtstag in Graz war, welche Form die Wolken hatten oder wie weit man sehen konnte“, erklärt Foelsche. Den Zeitraum 2004 bis 2017 bildet die ZAMG ab, diese Daten werden aber ebenfalls in Kürze auf der Website des Instituts für Physik verfügbar sein. Auch tagesaktuelle Einträge sind dort zu finden.
Ein Blick auf die Übersicht verrät: Die Temperaturen sind heuer so hoch wie selten zuvor: „Wir haben zum Stichtag 12. Juli 2017 bereits 14 Tage mit mindestens 30 Grad gemessen, sechs davon am Stück. Zum Vergleich: Im Zeitraum 1961 bis 1990 kletterte das Thermometer durchschnittlich nur vier Mal pro Sommer über diese Marke“, so Foelsche. Außerdem ist es heute täglich im Schnitt um zwei Grad wärmer als zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auch die Anzahl der Tropennächte, also Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt, hat deutlich zugenommen: Bis jetzt gab es 2017 davon schon drei. Auf dem ersten Platz, was die Hitze in der steirischen Landeshauptstadt betrifft, landen gleich zwei Tage: Plus 38,1 Grad Celsius wurden am 29. Juli 2013 und am 8. August 2013 an der Wetterstation der Universität gemessen. Die Kälterekorde liegen dagegen schon weit zurück: Bei minus 23,7 Grad Celsius froren die GrazerInnen am 24. Jänner 1903 und am 3. Februar 1929. Der meiste Niederschlag – 105 Liter pro Quadratmeter – ergoss sich am 7. Juli 1938 auf die Murmetropole.
Die gesammelten Klima-Archivdaten von Juli 1890 bis November 2004 sind hier verfügbar: https://physik.uni-graz.at/de/geophysik/klimadaten-archiv/
Realisiert wurde das Projekt in einer gemeinschaftlichen Zusammenarbeit von Ulrich Foelsche, Christoph Bichler, Ing. Roland Maderbacher und Mag. Ing. Helga Pietsch.