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Weltklimabericht

Dienstag, 01.03.2022, Forschen, Mitarbeiten, presse, Universität

Europa muss sich auf Hitze, Dürren, Wasserknappheit und Überflutungen einstellen, sagt Birgit Bednar-Friedl von der Uni Graz

„Nach dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft sind Hitze, Dürren, Wasserknappheit und Überflutungen die zentralen Klima-Risiken, denen wir uns in den kommenden Jahrzehnten stellen müssen“, sagt Birgit Bednar-Friedl, Ökonomin an der Universität Graz. Die Forscherin hat für den heute veröffentlichten 6. Weltklimabericht/Teil 2 als leitende Autorin die Beiträge des Kapitels zu Europa koordiniert. Dieses befasst sich mit den ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels vom Atlantik bis zum Ural und beurteilt mögliche Strategien zur Anpassung und Erhöhung der Resilienz, sprich Widerstandsfähigkeit.

Wasserknappheit
Ein Problem, das sich in den letzten Jahren verstärkt hat, ist die Wasserknappheit. „Dürren nehmen großflächig in Dauer und Intensität zu, nicht nur im Mittelmeerraum, sondern auch in Mitteleuropa“, berichtet die Forscherin. „Um mit den zu erwartenden Veränderungen gut zurecht zu kommen, brauche es umfassendere Lösungen als bisher“, sagt Bednar-Friedl und nennt ein Beispiel: „In der Landwirtschaft ist Bewässerung eine gute Strategie, um eine Dürre zu bewältigen, aber wenn das Wasser knapp ist, wird es anderswo fehlen. Wir müssen uns also überlegen, wie wir diese Ressource insgesamt gut einsetzen, damit alle Sektoren den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.“ Der Anbau trockenresistenter Obst-, Gemüse- und Getreidesorten wäre eine Alternative für die Landwirtschaft.

Brennpunkt Stadt
Orte, an denen besonders viele Klimafolgen spürbar werden, sind die Städte. Eine Lösung, mit der sich mehrere Auswirkungen gleichzeitig abmildern ließen, heißt Begrünung. „Bewachsene Fassaden helfen die Temperatur in den Gebäuden zu senken und die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, damit die Häuser in der Nacht besser abkühlen. Auf Rasenflächen in Innenhöfen kann bei Starkregen das Wasser versickern“, erläutert Bednar-Friedl. Zusätzlich könnten multifunktionale Überflutungsflächen geschaffen werden, wie zum Beispiel ein tiefer gelegter Spielplatz, der im Bedarfsfall Wasser aufnehmen kann.
Wichtig sei auch, umfassende Frühwarnsysteme zu etablieren und bei den BürgerInnen das Bewusstsein und Wissen für den richtige Umgang mit verschiedenen Bedrohungen zu vermitteln. So dass sie zum Beispiel bei Hochwassergefahr den eigenen Wohnungseingang rechtzeitig mit Sandsäcken sichern.

Global denken
Klimafolgen in einer Region haben häufig kaskadenartige Auswirkungen auch in anderen Teilen der Erde. Dieser Dominoeffekt wird im aktuellen Bericht erstmals besonders hervorgehoben. Ein Beispiel: 2011 hat eine große Flut in Thailand monatelang die Produktion von Halbleiter-Bauteilen lahmgelegt, was sich weltweit in hohen Preisen unter anderem für Computer-Festplatten niederschlug. „Um solche Risiken zu minimieren, müssen vom Klimawandel besonders betroffene Staaten auf allen Kontinenten resilienter werden. Dazu braucht es internationale Zusammenarbeit in Form von Investitionen und Technologietransfer als Hilfe zur Selbsthilfe“, so Bednar-Friedl.

Klimaschutz
„Wir in Europa sind in der glücklichen Lage, viele Schäden durch den Klimawandel abmildern zu können, aber auch hier gibt es kulturelles Erbe, das verloren geht, weil Ökosysteme zerstört werden“, sagt die Forscherin und verweist auf traditionelle Formen der Landwirtschaft wie die Rentierhaltung in der Arktis oder die wandernden Schafherden in den Pyrenäen. Küstenstädte, allen voran Venedig, sind mit dem steigenden Meeresspiegel und einer Zunahme von Extremwetterereignissen konfrontiert. „Diese Beispiele machen deutlich, dass wir neben der Anpassung auch Klimaschutz betreiben müssen, wenn wir verhindern wollen, dass wir noch mehr von dem, was uns lieb und teuer ist, verlieren.“

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Hintergrundinformation
Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – oder auch Weltklimarat – ist eine Institution der Vereinten Nationen. In seinem Auftrag tragen Fachleute weltweit regelmäßig den aktuellen Kenntnisstand zum Klimawandel zusammen und bewerten ihn aus wissenschaftlicher Sicht. Der IPCC-Bericht erscheint alle vier Jahre und bietet Grundlagen für politische Entscheidungen, indem er unterschiedliche Handlungsoptionen und deren Bedeutung aufzeigt, ohne jedoch konkrete Lösungswege vorzuschlagen oder Handlungsempfehlungen zu geben.

>> 6. IPCC-Sachstandsbericht „Klimawandel 2022: Folgen, Anpassung und Verwundbarkeit“

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