Forschungsfeld
Die Forschungsgruppe Ökonomik des Klima- und Umweltwandels (EconClim) befasst sich mit den sozioökonomischen Aspekten des Klima- und Umweltwandels. Besonderes Augenmerk liegt auf den Möglichkeiten, sich an den Klima- und Umweltwandel anzupassen und ihn abzuschwächen. Der geographische Fokus der Analyse liegt auf Österreich, unter Berücksichtigung der Europäischen und globalen Ebene.
Sozioökonomische Herausforderungen einer klimaneutralen Transformation
Eine klimaneutrale Umgestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft erfordert eine Entkopplung der sozioökonomischen Entwicklung von der anthropogenen Verursachung des Klimawandels. Der Entkopplung stehen einerseits vielfältige Hindernisse entgegen, etwa Rebound-Effekte und Fragen der sozialpolitischen Machbarkeit, andererseits wird sie durch Ermöglicher:innen gefördert, wie Innovation (z. B. technischer Fortschritt), Integration (z. B. organisatorische oder strukturelle Änderungen wie Kreislaufwirtschaft) sowie Umkehrung (z. B. Reflexion der letztlichen Bedürfnisse und entsprechende Verhaltens- und gesellschaftliche Änderungen).
Wir untersuchen Strategien zur Überwindung dieser Hindernisse und zur Stärkung der jeweiligen Voraussetzungen für eine klimaneutrale Transformation:
- Welche klimaneutralen Transformationspfade sind plausibel und wie können sie sich auf (sub)nationaler und sektoraler Ebene manifestieren? Wie kann ein nationales Treibhausgasbudget sinnvoll über geografische (Bundesländer, Kommunen) oder sektorale, möglicherweise sogar betriebliche Maßstäbe verteilt werden? Wie kann dies die Klimapolitik bei der Festlegung von Zielen und bei der Überwachung unterstützen?
- Was sind die sozioökonomischen Auswirkungen klimaneutraler Transformationspfade unter Berücksichtigung objektiver und subjektiver Dimensionen des menschlichen Wohlbefindens? Welche Verteilungseffekte ergeben sich aus Strategien für Klimaneutralität, einschließlich der Dimensionen zwischen und innerhalb der Generationen (z. B. Stadt/Land, Nord/Süd) und anderer relevanter Gerechtigkeitsdimensionen?
- Wie interagieren die verschiedenen politischen Instrumente in Bezug auf die Art der Politik, die sektorale Abdeckung und die politischen Ziele? Wie können politische Maßnahmen kombiniert werden, um diese Wechselwirkungen zu berücksichtigen und Zielkonflikte zu vermeiden?
- Welche Konzepte und Demonstrationsbeispiele der Kreislaufwirtschaft weisen ein besonderes Potenzial auf, zur Klimaneutralität beizutragen? Welche politischen Rahmenbedingungen und Instrumente fördern solche Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft, und welche sozioökonomischen und ökologischen Auswirkungen ergeben sich daraus?
Sektorübergreifende Klimarisiken und Wechselwirkungen bei der Anpassung
Viele klima- und wetterbedingte Gefahren, wie Hitze, Überschwemmungen oder Dürre, betreffen eine Reihe von Wirtschaftssektoren sowie private und öffentliche Haushalte gleichzeitig. Die daraus resultierenden Klimarisiken verbreiten sich über Abhängigkeiten in Lieferketten, Transport- und Handelsnetzen auch auf Sektoren, die nicht direkt von den Klima- und Wetterbedingungen abhängig sind. Ebenso können Anpassungsmaßnahmen in einem Sektor die Risiken in anderen Sektoren erhöhen oder auch verringern. Wir untersuchen daher indirekte, kaskadierende und systemische Risiken sowie die Synergien und Zielkonflikte der Anpassung aus einer makroökonomischen und sektorübergreifenden Perspektive:
- Wie interagieren die sozioökonomischen Folgen mehrerer Klimarisiken, insbesondere unter Berücksichtigung des Nexus Wasser-Energie-Landnutzung?
- Wie verringert oder verstärkt der sozioökonomische Wandel die Risikofolgen, wenn man den demografischen, wirtschaftlichen und Landnutzungswandel berücksichtigt?
- Welche Synergien und Zielkonflikte ergeben sich bei der Umsetzung von Anpassungsoptionen, auch in Bezug auf die SDGs? Welche potenziellen Verteilungs- und Gerechtigkeitsaspekte sind mit der Anpassung verbunden?
- Welche Folgen haben harte und weiche Grenzen für die Anpassung, sowohl aus biologischer als auch aus ökonomischer Sicht?
Sozioökonomische Aspekte der Umwelt und Ressourcennutzung über Grenzen und Maßstäbe hinweg
Volkswirtschaften und ihre Akteur:innen sind durch Handelsbeziehungen und verschiedene Arten von sozialer Interaktion in komplexen Netzwerken organisiert. Die lokalen Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen und der Politik können über diese Netze übertragen werden. Darüber hinaus sind das daraus resultierende Risiko und die Steuerung des Umgangs mit diesen Risiken geografisch und gesellschaftlich heterogen. Die Erforschung dieser heterogenen Beziehungen von der lokalen bis zur globalen Ebene ist von zentraler Bedeutung für die Bewertung der gesellschaftlichen Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen und für das Verständnis von Verhaltensweisen und gesellschaftlichen Reaktionen im Kontext einer nachhaltigen Entwicklung. Wir stellen die folgenden Forschungsfragen:
- Wie wirkt sich die Klima- und Umweltpolitik auf die (sub-)nationale wirtschaftliche Entwicklung, die Wettbewerbsfähigkeit und den internationalen Handel aus? Wie führen diese Politiken zu heterogenen wirtschaftlichen Auswirkungen innerhalb und zwischen den Volkswirtschaften? Welche sozialen und institutionellen Faktoren verstärken oder dämpfen diese Auswirkungen?
- Wie stark beeinflussen Klimarisiken die regionale Entwicklung über Zeit und Raum? Welche sozioökonomischen Folgen und Entwicklungen ergeben sich aus den Klimarisiken, sowohl in städtischen als auch in ländlichen Siedlungsräumen?
- Inwieweit werden lokale Klimarisiken über verschiedene sozioökonomische Kanäle, wie z.B. Lieferketten und Standortwahl von Unternehmen sowie Wohnortwahl von Menschen, über Regionen hinweg übertragen?
- Wie kann Anpassung transnationale Klimarisiken reduzieren? Welche ökonomischen Anreizstrukturen sind notwendig, um sicherzustellen, dass Risiken global reduziert und nicht nur auf andere Länder verlagert werden?
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