Wie kann in Österreich der Übergang zu einer nahezu treibhausgas-emissionsfreien und klimarobusten Wirtschaft und Gesellschaft im Einklang mit den Pariser Klimazielen gelingen? Dutzende ExpertInnen aus dem österreichischen Klimaforschungsnetzwerk CCCA (Climate Change Center Austria) sowie der Kommission Klima und Luftqualität der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) haben ein Dokument erarbeitet, das diese Frage beantworten soll: den Referenz-Klimaplan für Österreich. Am 2. Juli 2019 wurde er in Wien im Rahmen einer Pressekonferenz präsentiert. ForscherInnen der Universität Graz haben federführend daran mitgewirkt.
Österreich muss bis Ende 2019 einen Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) an die EU-Kommission übermitteln und darin aufzeigen, wie das Land seine CO2-Emissionen bis 2030 um 36 Prozent senken will. Um dieses EU-Mindestziel zu erreichen, müsste der offizielle NEKP allerdings noch deutlich nachgebessert werden, sind sich die ExpertInnen aus der Wissenschaft einig. Aus diesem Grund erstellten sie zur Unterstützung für die Politik einen alternativen Klimaplan, den „Referenzplan als Grundlage für einen wissenschaftlich fundierten und mit den Pariser Klimazielen in Einklang stehenden Nationalen Energie- und Klimaplan für Österreich (Ref-NEKP)“, so der vollständige Titel. Er soll die im zweiten Halbjahr 2019 notwendigen Verbesserungen im NEKP vorantreiben.
Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz und Vertreter der Wissenschaft im Nationalen Klimaschutzkomitee, verwies bei der Pressekonferenz auf die Nachlässigkeit Österreichs beim Klimaschutz. Während die EU-Staaten seit 1990 insgesamt im Schnitt rund 20 Prozent ihrer Treibhausgas-Emissionen eingespart hätten, seien sie hierzulande um ein Prozent gestiegen. Der Referenz-Klimaplan, den die WissenschafterInnen nun erarbeitet haben, zeigt auf, wie Österreich die EU-Vorgaben zur Emissionsreduktion erreichen könnte.
Als vordringlichste Maßnahme nennt der Referenzplan eine ökosoziale Steuerreform, unter anderem mit einer CO2-Steuer von 100 Euro pro Tonne. Dafür sollten auf der anderen Seite Lohnnebenkosten gesenkt werden. Neben weiteren Maßnahmen wären vor allem direkte und indirekte Förderungen fossiler Energieträger zu streichen. Die ForscherInnen warnten vor Kosten in Höhe von rund 35 Milliarden Euro, die bis 2030 auf den österreichischen Staatshaushalt zukommen, wenn in Sachen Klimaschutz nicht mehr unternommen wird.
Der Ref-NEKP entstand auf Initiative von Gottfried Kirchengast, Helga Kromp-Kolb (BOKU Wien), Karl Steininger (Universität Graz) und Sigrid Stagl (WU Wien), unter der wissenschaftlichen Koordination von Mathias Kirchner (BOKU Wien).
Mehr Informationen:
>> Wegener Center der Universität Graz
>> CCCA