Zwei Wintersport-Weltcup-Bewerbe mussten letztes Wochenende wetterbedingt abgesagt werden, und mit 21 Grad gab es kürzlich den wärmsten Jänner-Tag in Österreich seit Beginn der Aufzeichnungen. Der Klimawandel macht sich auch hierzulande immer deutlicher bemerkbar. Im Rahmen einer Studie unter der Leitung von Ao.Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz wurden nun erstmals die Folgekosten des Klimawandels in Österreich bis 2050 berechnet. Gefördert wurde das Projekt COIN, an dem 42 WissenschafterInnen aus 18 Forschungsgruppen aus ganz Europa beteiligt waren, mit 378.000 Euro aus dem Klima- und Energiefonds. Am 15. Jänner 2015 wurden die Ergebnisse im Rahmen einer Pressekonferenz im Umweltministerium präsentiert.
Von den Auswirkungen des Klimawandels sind grundsätzlich alle Wirtschaftsbereiche betroffen, besonders aber die menschliche Gesundheit, die Energiewirtschaft, die Forst- und Landwirtschaft, der Tourismus, Verkehrsinfrastruktur und Gebäude.
„Im letzten Jahrzehnt hatten wir Schäden aus wetter- und klimabedingten Ereignissen von im Schnitt einer Milliarde Euro pro Jahr“, berichtet Karl Steininger. „Bis zur Mitte des Jahrhunderts werden sich diese Kosten auf vier bis fünf Milliarden Euro jährlich erhöhen, wobei dieser Betrag nur Schäden aus der Trend-Entwicklung berücksichtigt und einen Mittelwert darstellt. Extremereignisse belasten uns in einzelnen Jahren noch weit höher“, so Steininger.
So seien zur Jahrhundertmitte jedes dritte Jahr in der Landwirtschaft Ernteausfälle in Höhe von 1,3 Milliarden Euro zu erwarten, ein hundertjährliches Hochwasser würde Schäden allein an Gebäuden in Höhe von bis zu sieben Milliarden Euro verursachen, vorzeitige Todesfälle könnten auf bis zu 9000 in extremen Hitzejahren ansteigen.
COIN ist eine Premiere. Erstmals wurde für ein Land so eine Studie in dieser Breite an Klimawandelfolgekosten erstellt. Für die Berechnung der Szenarien galt die Annahme, dass die globale Erwärmung bis 2050 die 2-Grad-Grenze nicht überschreitet. „Das unterstellt geringere Emissionen, als der Pfad, auf dem wir uns global derzeit befinden. Sollten wir keine stärkere Emissionsreduktion schaffen, muss deutlich nach oben korrigiert werden“, erläutert Karl Steiniger.
Der Volkswirt nennt auch konkrete Möglichkeiten zur Anpassung an den Klimawandel, um Schäden zu begrenzen: „Das kann ein Bauverbot in Hochwasserzonen sein. Oder auch kluge Stadtplanung, die Hitzeinseln vermeidet und natürliche Beschattung begünstigt.“ Ein Wirtschaftszweig ist in den kommenden Jahren gefordert, sich generell umzustellen: „Wintertourismus wird in vielen Lagen Österreichs kürzer oder gar nicht mehr in der bekannten Form stattfinden können. Die Betriebe sind gut beraten, sich schon heute Alternativen für Gäste zu überlegen.“ Insgesamt jedoch könne nur der Klimaschutz – global und regional – langfristig helfen, größere Schäden und Kosten zu vermeiden.
>> Kurzfassung der Studie und Fact-Sheets
>> „Die Folgeschäden des Klimawandels in Österreich“