Wie schaut ein klimafreundliches Österreich aus? 100 BürgerInnen haben sich Anfang des Jahres im Klimarat zusammengetan, um Vorschläge zu erarbeiten, wie wir in Zukunft möglichst emissionsfrei leben können. WissenschafterInnen sind ebenso in die Arbeit eingebunden. Mit an Bord ist Birgit Bednar-Friedl, Umweltökonomin am Wegener Center und am Institut für Volkswirtschaftslehre an der Universität Graz. Sie koordiniert und begleitet gemeinsam mit Georg Kaser von der Uni Innsbruck die Arbeit im Gremium.
Die Temperatur steigt, die Gletscher schmelzen. Die Fakten liegen klar auf dem Tisch, dem Klimawandel sehen wir trotzdem nicht ins Auge. Woran liegt’s?
Birgit Bednar-Friedl: Ich denke, es liegt daran, dass die Herausforderung enorm ist, weil sie alle Lebensbereiche betrifft. Denn es braucht jetzt große Schritte, vor allem bei der Infrastruktur. Damit ein Umstieg leichter wird, müssen die Alternativen bereits vorhanden sein. Etwa um Städte autofrei zu machen, muss der öffentliche Verkehr in Qualität, Frequenz und Attraktivität im ausreichenden Umfang vorhanden sein und darf nicht erst im Nachhinein entstehen.
Wie lässt sich dem Umstand begegnen, dass manche resignieren, weil wir die Klimaneutralität bis 2040 ohnehin nicht schaffen. Also den Kopf in den Sand stecken…
Bednar-Friedl: Leider ist seit dem Kyoto-Protokoll im Jahr 1997 nicht viel passiert. Das Pariser Klimaabkommen 2015 war zwar sehr ehrgeizig, wenn allerdings die Länder selbst ihre Ansprüche herunterschrauben, werden wir die Ziele nie erreichen. Unter den aktuellen Vorgaben steuern wir anstatt auf zwei Grad auf plus drei Grad Erwärmung zu, eigentlich wollten wir den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad beschränken.
Wie realistisch ist es dann überhaupt, dass wir dieses Ziel noch erreichen?
Bednar-Friedl: In seinem Sonderbericht zu 1,5 Grad aus dem Jahr 2018 sagt der Weltklimarat ganz klar: Es ist machbar. Spätestens jetzt müssen wir wirklich anfangen, Maßnahmen zu setzen. Wenn wir die Welt, wie wir sie heute kennen, in Zukunft haben wollen, müssen wir unser Verhalten dramatisch ändern.
Was muss passieren, dass die Beschlüsse des Klimarats, wie viele andere Konzepte, nicht in der Schublade verschwinden?
Bednar-Friedl: Diese Maßnahmen werden der Regierung und dem Parlament übergeben. Wenn BürgerInnen an sechs Wochenenden intensiv daran gearbeitet haben, erwarten wir uns, dass danach etwas passiert. Außerdem sind WissenschafterInnen eingebunden, weiters begleiten Stakeholder den Prozess. Es gibt also eine breite Basis.
In Österreich ist vermehrt Skepsis gegenüber der Wissenschaft spürbar. Kann der Klimarat dazu beitragen, Vorbehalte abzubauen?
Bednar-Friedl: Es ist wichtig, BürgerInnen zu erzählen, wie gute Wissenschaft funktioniert. Gleichzeitig stehen wir WissenschafterInnen vor Ort für Rückfragen zur Verfügung. Wir haben den Anspruch auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten, wir wollen zuhören, wertschätzen und unsere Expertise einbringen. All das kann bewirken, auch die Rolle der Wissenschaft richtig einzuordnen.
Birgit Bednar-Friedl zeigt in einem Vortrag mögliche Hebel auf, wie die Klimaziele erreicht werden können.
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