Es geht heiß her. Nicht nur beim Klima selbst. Auch bei den politischen Diskussionen in der Europäischen Union, wie bis 2050 Industrie, Verkehr, Energieversorgung und Landwirtschaft klimaneutral werden. In der Nacht auf heute haben sich die Umweltminister im Europäischen Rat auf ihre Position für die Verhandlungen mit EU-Parlament und Kommission geeinigt, um mit dem „Green Deal“ die Emissionen zu reduzieren. Das bedeutet für den einen Staat mehr Kraftaufwand, für den anderen weniger. Doch wie kann die gesamte Last unter den Ländern gerecht verteilt werden?
Die VerhandlerInnen haben dabei ein Modell verwendet, das WissenschafterInnen des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz und des International Institutes for Applied Systems Analysis (IIASA) dafür entwickelt haben. Dieses Tool gewichtet anhand von 15 Indikatoren die Anstrengungen unter den 27 Mitgliedern fair. Darin wurden neben finanziellen auch soziale Komponenten berücksichtigt.
Während die Einigung im EU-Rat als fair nach mehreren Kriterien bezeichnet werden kann, zeigt das Tool auch, an welchem Ende der Kompromiss liegt: Wenn weitere soziale und finanzielle Komponenten einbezogen werden, müssten einige Staaten künftig noch mehr tun. Dazu gehören unter anderem die Niederlande, Belgien, Dänemark und Österreich. Andere haben, wie Klima-Ökonom Karl Steininger erklärt, mehr Spielraum: „Etwa Deutschland, das in den vergangenen zwei Jahrzehnten umweltfreundlicher investierte. Oder Bulgarien und Rumänien, wenn ihr niedrigeres Einkommen mitberechnet wird.“ Ebenso müssten Spanien und Italien weniger schultern, da sie rückblickend geringere Mengen an Treibhausgasen produzierten. „Österreich hat zwar erneuerbare Energien ausgebaut, zugleich aber wegen unverändert hoher Emissionen in der Vergangenheit Nachholbedarf,“ weiß Steininger.
Diese Verteilung ergibt sich aufgrund der Kombination von Indikatoren in den drei Bereichen Leistungsfähigkeit, Verantwortlichkeit und Gleichheit. Das ForscherInnen-Team hat dabei mehr als nur den Reichtum auf Basis des Brutto-Inlands-Produkts bewertet – wie zum Beispiel:
- Welches Potenzial besteht bei der Infrastruktur, wie effizient sind Verwaltung und Politik?
- Wie hoch ist der Anteil der ärmeren Bevölkerung und deren Energiebedarf zur Deckung der Grundbedürfnisse?
- Wie viele Emissionen hat ein Staat seit 1995 ausgestoßen und damit viel von seinem langfristigen Treibhausgasbudget bereits aufgebraucht?
„Das Tool steht für die nationalen Verhandlungen zum Green Deal zur Verfügung“, bestätigt Steininger großes Interesse der EU-Gremien.
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