Sie untersucht die volkswirtschaftlichen Effekte von Strategien zur Anpassung an den Klimawandel. Er erforscht die regionalen Veränderungen. Birgit Bednar-Friedl und Douglas Maraun wurden ausgewählt, am sechsten Weltklimabericht mitzuarbeiten. Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die es Regierungen ermöglicht, kluge Entscheidungen für die Zukunft unseres Planeten zu treffen.
Die Volkswirtin Birgit Bednar-Friedl erforscht an der Universität Graz die Auswirkungen des Klima- und Umweltwandels auf Wirtschaft und Gesellschaft und untersucht, inwieweit Anpassungsstrategien die negativen Folgen reduzieren können. Gemeinsam mit Karl Steininger leitet sie am Wegener Center die Forschungsgruppe „Ökonomik des Klima- und Umweltwandels“. Sie wirkte in koordinierender Funktion auch maßgeblich am ersten Österreichischen Sachstandsbericht zum Klimawandel mit, der 2014 erschien. Diese Erfahrung sowie ihre zahlreichen Publikationen und langjährigen Forschungen als Ökonomin in interdisziplinären Teams qualifizieren sie nun für ihre Tätigkeit beim sechsten Weltklimabericht (IPCC Report), der im Zeitraum 2021/22 erscheinen wird.
Bednar-Friedl ist Koordinierende Leitautorin für das Kapitel über regionale Klimafolgen in Europa in Band 2. „Darin betrachten Wirtschafts-, Sozial-, Geistes- und NaturwissenschafterInnen die Auswirkungen von Temperaturanstieg und Extremwetterereignissen auf die verschiedenen Sektoren, wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Energie, und in der Folge auf das gesamte Wirtschaftssystem und die Gesellschaft, inklusive Verteilungsfragen“, erklärt die Forscherin. Als Koordinierende Leitautorin trägt sie Verantwortung für eine durchgängige Linie innerhalb des Kapitels und stellt die Abstimmung mit anderen Teilen des zweiten Bandes sicher. Der IPCC Report legt diesmal besonderes Gewicht auf Umsetzungsstrategien, was die Volkswirtin besonders spannend findet. „Das beinhaltet die Fragen, wie Ergebnisse besser nutzbar gemacht werden können und welche Zugänge effektiver sind, welche weniger effektiv. Zum ersten Mal gibt es dazu ausreichend Literatur.“ Auch die Kommunikation spiele dabei eine wichtige Rolle: Wie müssen Forschungsergebnisse präsentiert werden, um von den EntscheidungsträgerInnen verstanden zu werden?
Douglas Maraun widmet sich der Frage, wie der Klimawandel sich regional ausprägt. Vier Jahre lang war er Leiter des EU-Forschungsnetzwerks VALUE, in dem systematisch untersucht wurde, was statistische Regionalisierungsverfahren leisten können und wo ihre Grenzen liegen. Daraus entstand die weltweit größte Studie zu diesem Thema.
Am Wegener Center leitet Maraun die Forschungsgruppe „Regionales Klima“, die insbesondere Veränderungen von Extremwetter untersucht und regionale Prognosen erstellt. Beim IPCC ist er einer der LeitautorInnen des Kapitels zu den Verbindungen zwischen globalem und regionalem Wandel in Band 1. „Dabei beschäftige ich mich im Speziellen mit den Methoden, Unsicherheiten und Grenzen der regionalen Klimamodellierung“, berichtet Maraun. „Band 1 widmet dem regionalen Klimawandel erstmals drei Kapitel und schlägt darin ausführlich eine Brücke zu den Auswirkungen des Klimawandels in Band 2. Das macht es für mich besonders interessant, hier mitzuarbeiten“, so der Forscher.
Generell ist der IPCC Report eine einzigartige Gelegenheit zur breiten internationalen Zusammenarbeit. Für den sechsten Weltklimabericht wurden 721 WissenschafterInnen aus 108 Ländern unter insgesamt rund 2860 nominierten ausgewählt. Die Aufgabe der AutorInnen besteht darin, die wissenschaftliche Literatur seit der Erstellung des letzten Berichts systematisch aufzuarbeiten, um den neuen Wissensstand darzustellen: Was sind die Haupterkenntnisse? Wie viel Forschung gibt es? Wie einhellig sind die Ergebnisse? „Daraus sind dann Schlussfolgerungen zu ziehen, auch um noch weitere notwendige Forschungen anzustoßen“, erklärt Bednar-Friedl.
Gemeinsam wird die Literatur diskutiert und, wenn für gut befunden, in den Report aufgenommen. Dazu braucht es viele Treffen und noch mehr Tele-Konferenzen. „Die Zusammenarbeit mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Kulturen ist eine Herausforderung. Man kann aber auch viel voneinander lernen. Das finde ich sehr spannend, und es macht großen Spaß“, ist Bednar-Friedl begeistert. Als AutorIn für den IPCC Report ausgewählt zu werden, ist eine Ehre. Bei der fünften Ausgabe war Lukas Meyer der erste und einzige Wissenschafter der Universität Graz, der bislang an diesem Bericht als Leitautor mitgearbeitet hat. Als Philosoph befasst sich Meyer mit Fragen der Klimagerechtigkeit. Diese sucht nach Lösungen, wie Klimapolitik einen fairen Ausgleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sowie zwischen den Menschen heute und zukünftigen Generationen schaffen kann.
Birgit Bednar-Friedl, Douglas Maraun und Lukas Meyer sind mit ihren Forschungen Teil des Schwerpunkts „Klimawandel und Nachhaltige Transformation“ der Universität Graz, dessen Arbeiten in einigen Bereichen internationale Anerkennung genießen und bahnbrechende Erkenntnisse vorzuweisen haben.
Die Geschichte ist nachzulesen in der aktuellen Ausgabe der UNIZEIT