Alle sechs bis sieben Jahre veröffentlicht der Weltklimarat IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) einen Bericht über den aktullen Wissensstand zum globalen Klimawandel. Am 27. September 2013 erschien der erste Teil des neuen Berichts, der sich mit den physikalischen Grundlagen und Veränderungen des Klimasystems beschäftigt. Aus diesem Anlass lud das Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz am 2. Oktober um 12 Uhr zu einem Lunch-Seminar, um die zentralen Aussagen des IPCC-Berichts vorzustellen und deren Bedeutung für Gesellschaft, Wirtschaft und Politik in Österreich aufzuzeigen.
Hunderte internationale KlimaforscherInnen haben zur Entstehung des IPCC-Berichts beigetragen. Zusammengefasst sind die Antworten auf die wichtigsten Fragen im „Summary for Policymakers“, den Univ.-Prof. Dr. Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Center, beim Lunch-Seminar präsentierte.
Klima-Tatsachen
Was laut IPCC-Bericht außer Zweifel steht, ist, dass sich das Klimasystem seit 1850 stetig erwärmt. Sowohl auf der Erdoberfläche als auch in den Meeren steigt die Temperatur. Die Eisschilde und Gletscher schmelzen. „Eine Tatsache ist auch, dass der CO2-Gehalt seit der vorindustriellen Zeit gestiegen ist“, so Kirchengast. „Die Kräfte, die den Klimawandel vorantreiben, verstärken auch den Treibhauseffekt“, erläuterte Gottfried Kirchengast. Ein Teil des CO2 wird in den Ozeanen gespeichert, wodurch diese versauern.“
Der Einfluss des Menschen ist laut IPCC-Bericht eindeutig nachgewiesen und wird aus Hauptursache für den Klimawandel gesehen.
Blick in die Zukunft
Auf die Frage, wie es weitergehen wird, zeichnet der IPCC-Bericht zwei Szenarien: Im Falle ungebremster Emissionen sei mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit ein Temperaturanstieg um 4° Celsius zu erwarten. Werden Klimaschutzmaßnahmen gesetzt, so könne das Ziel einer Erwärmung um „nur“ 2° Celsius noch erreicht werden. Im ersten Szenario sei durch das Abschmelzen des Eises ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter wahrscheinlich, im zweiten Fall nur um einen halben Meter. „Der Klimawandel geht weiter, aber Klimaschutzmaßnahmen wirken bremsend“, unterstrich Kirchengast.
Klimafolgenforschung
Welche Folgen der Klimawandel für Österreichs Wirtschaft und Gesellschaft hat und was er für die Klimapolitik bedeutet, war Thema der anschließenden Präsentation von Ao.Univ.-Prof. Dr. Karl Steininger und Assoz. Prof. Dr. Birgit Bednar-Friedl. Mit seiner Arbeitsgruppe am Wegener Center war Karl Steininger an der Erarbeitung der Österreichischer Strategie zur Anpassung an den Klimawandel beteiligt. Darin wurden 14 Aktivitätsfelder definiert, unter ihnen jenes der Energie mit dem Fokus auf der Elektrizitätswirtschaft, das Birgit Bednar-Friedl mit ihrem Team analysiert hat. Für vier unterschiedliche Szenarien der Klimaentwicklung wurden Auswirkungen auf Strombedarf und -erzeugung untersucht. Deutlich wurde dabei die Komplexität des Systems, in dem auch die Klimapolitik eine wesentliche Rolle spielt.
Internationale Perspektive
„Wenn wir im 2°-Korridor bleiben wollen – das heißt, wenn der Temperaturanstieg im Zuge der Klimaerwärmung 2° Celsius nicht überschreiten soll –, müssen wir die Emissionen um 80 Prozent senken“, warf Karl Steininger abschließend noch einen Blick in die Zukunft und betonte zugleich: „Klimawandelminderung muss in einer global vernetzten Wirtschaft auf europäischer Ebene geschehen.“ Deshalb gelte es auch konsumbasierte Emissionen mit einzubeziehen. Das sind Emissionen, die mit importierten Gütern verbunden sind, auch jene, die bei der Produktion in den Erzeugerländern verursacht wurden.
Als Kompetenzzentrum für regionale Klimaforschung auf internationalem Niveau führt das Wegener Center Klima-, Umwelt-, Wirtschafts- und Gesellschaftsforschung unter einem Dach zusammen. Neben der Forschung ist auch der Wissenstransfer ein wichtiges Anliegen der Einrichtung, um neue Erkenntnisse für die Gesellschaft zugänglich und nutzbar zu machen.